Über Mazedonien nach Griechenland

Nach ein paar Tagen in Belgrad mache ich mich weiter auf den Weg in Richtung Thessaloniki. Der Weg dorthin führt mich über Mazedonien, wo ich einen Zwischenstopp plane. Auf die Empfehlung meiner letzten Gastgeberin hin habe ich in Skopje bereits jemanden, bei dem ich übernachten kann – ein Freund einer Freundin. Wir treffen uns an einem Hotel, wo ich ihn abholen soll. Dort hat ein Vortrag eines mazedonischen Selfmade-Millionärs stattgefunden und mein Gastgeber ist sichtlich begeistert davon. Auch er engagiert sich in diesem Geschäftssystem, welches sich auf den Vertrieb von Payback-Karten stützt und verschiedene “Karrierestufen” vorsieht. Sein Wunsch, mir auch eine solche Payback-Karte zu vermitteln, sollte noch zur Anstrengung für mich werden und ich muss mehrfach dankend ablehnen: Nein, ich nutze so eine Karte nicht, möchte nicht sparen, auch nicht mit FC-Bayern-Logo drauf. Gleichzeitig macht es nachdenklich: Bei einem Durchschnittseinkommen von 500 EUR/Monat fällt es mit solchen dubiosen Geschäftssystemen sichtlich leicht, mit dem Traum vieler Menschen von finanzieller Freiheit zu spielen: “I want to be free, you know…”.

Vom Hotel aus machen wir uns auf den Weg zu seiner Wohnung, mein Gastgeber kommt auf der BMW mit. Einen Helm hat er nicht, was ich auch gar nicht infrage stelle, anscheinend gibt es im Balkan ja auch keine Anschnallpflicht. Zunächst fahren wir noch auf dem Parkplatz bei einem seiner Kollegen vorbei, welcher ein Fan von BMW-Motorrädern ist. Anscheinend hat dieser aber ein neueres Modell erwartet: “You drove with this from Germany? You badass!” Dann fahren wir also auf die Hauptstraße, wo mich mein Sozius gleich darauf hinweist, dass er seinen Job bei der Polizei aufgrund des geringen Einkommens zwar aufgegeben hat, die Kollegen aber kennt: “With me, you won’t have problems with police.” Das beruhigt mich natürlich und wir fahren durch Skopje, während er auf dem Rücksitz einige Instagram-Stories dreht.

Am nächsten Tag gehen wir noch im Matka-Canyon wandern, eine Felsschlucht unweit von Skopje mit einem filmreifen Ambiente. Am Nachmittag muss ich mich von meinem Gastgeber und seinem Mitbewohner verabschieden und fahre weiter nach Griechenland.

In Thessaloniki angekommen, treffe ich mich mit einer Türkin, die ich über Couchsurfing kennen gelernt und die für mich noch ein Zimmer hat. Am Abend gehen wir vorbei am Weißen Turm in die hübsche Innenstadt, welche voll ist mit Bars, Cafés und Restaurants und vor allem voll mit Menschen. Angeblich ist dies das letzte warme Wochenende dieses Jahres und das kann man sehen. Zum Abendessen bestellen wir Meses, verschiedene, kleine Gerichte. Natürlich gibt es Ouzo dazu. Wir unterhalten uns über die Türkei und warum sie nach Griechenland gekommen ist. Sie hat in Thessaloniki einen Job bei einer Bank und mag Griechenland aufgrund der Nähe zur türkischen Kultur und Lebensart: “I like Greece. It’s like Turkey without the Islam.”

Den letzten Sonnentag verbringen wir in Halkidiki, wo die Strände bereits leer sind. Am nächsten Morgen soll es auf der Halbinsel regnen und kühler werden, Zeit also, mich auf den Weg in die Türkei zu machen.

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